Im aktuellen Bundestagswahlkampf werden die üblichen Verteilungskämpfe ausgetragen. Die Top-Wirtschaftsthemen sind auf Krisenbewältigung ausgerichtet. Es geht um Steuererleichterung für die kränkelnde Wirtschaft und wie die Energiepreise runtergebracht werden. Dabei geistert das Schreckgespenst der Deindustrialisierung durch die Republik. Massenentlassung in der Automobilindustrie scheinen den Abwärtstrend vorzuzeichnen. Was fehlt ist eine Debatte über die neue Wachstumsquellen, die Zukunftschancen der deutschen Wirtschaft auf den Weltmärkten in den Fokus nimmt.
Das ist mein Debattenbeitrag als Gedankenanstoß, um den Diskurs in eine neue Richtung zu führen:
Die Chance der Wissensgesellschaft
Deutschland befindet sich inmitten eines Paradigmenwechsels. Der Übergang von einer Industrie- und Angebotsökonomie hin zu einer vernetzten Service-Ökonomie eröffnet das Potenzial für nachhaltiges Wachstum, das nicht an natürliche Ressourcen gebunden ist.
Während die „Degrowth“-Bewegung eine Schrumpfung fordert, zeigt sich, dass die Beherrschung der Produktivität des Wissens die Grundlage für das wirtschaftliche und gesellschaftliche Wohlergehen im 21. Jahrhundert darstellt.
Wie Peter Drucker prognostizierte, wird die wirtschaftliche Dominanz von Nationen durch die Fähigkeit bestimmt, die Produktivität von Wissens- und Dienstleistungsberufen zu steigern. In dieser neuen Relationale Ökonomie liegt Deutschlands große Chance:
„Wissen ist keine endliche Ressource. Es wächst durch Teilen, Vernetzen und Anwenden.“
1. Theorieansatz: Die Relationale Ökonomie
Die Relationale Ökonomie basiert auf drei zentralen Säulen:
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- Wissensnetzwerke: Produkte und Dienstleistungen generieren Mehrwert durch Daten, Analyse und Anpassung in Echtzeit.
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- Unendliche Skalierbarkeit: Wissen wird durch digitale Plattformen nicht verbraucht, sondern multipliziert – ohne zusätzlichen Ressourcenverbrauch.
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- Smart Services als Wachstumstreiber: Smarte Dienste ersetzen Produkte und schaffen neue Wertschöpfungsketten.
Modell: Wissen als produktive Ressource
In der Relationalen Ökonomie steht Wissen im Mittelpunkt der Wertschöpfung. Anders als physische Ressourcen kann Wissen:
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- gleichzeitig von mehreren Akteuren genutzt werden,
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- durch Vernetzung an Produktivität gewinnen,
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- kontinuierlich erweitert werden.
2. Empirische Evidenz: Smart Services in deutschen Unternehmen
Deutsche Mittelständler und Familienunternehmen sind bereits Vorreiter der Smart Service Ökonomie:
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- Beispiel 1: Wassermanagement mit IoT-Technologie: Unternehmen wie Lorenz bieten smarte Lösungen zur Überwachung und Steuerung des Wasserverbrauchs. Durch Sensorik und datenbasierte Optimierung konnten Unternehmen weltweit ihre Wassernutzung um bis zu 30 % reduzieren.
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- Beispiel 2: Maschinenbau 4.0: Hidden Champions wie Allenbach verknüpfen Maschinen mit digitalen Plattformen, um Predictive-Maintenance-Services zu bieten. Diese Services ermöglichen geringere Ausfallzeiten und schaffen Mehrwert über den reinen Produktverkauf hinaus.
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- Beispiel 3: Landwirtschaftliche Sensorik: Farm21 nutzt smarte Bodensensoren, um den Wasserbedarf von Pflanzen zu optimieren und so Erträge zu steigern, ohne die Umwelt zu belasten.
Ergebnis: Wissensgetriebenes Wachstum
Diese Beispiele zeigen, dass Smart Services nicht nur ressourceneffizient, sondern auch wachstumsfördernd sind:
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- Steigerung der Produktivität ohne Mehrverbrauch an Rohstoffen.
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- Unendliche Skalierung durch digitale Replikation.
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- Verbesserung von Effizienz und Kundenerlebnis durch datenbasierte Anpassung.
3. Kritik an Degrowth: Die Grenzen des Schrumpfens
Degrowth-Ansätze ignorieren zentrale Mechanismen der Relationale Ökonomie:
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- Falsche Annahme 1: Ressourcenknappheit limitiert Wachstum. Die Wissensökonomie ist nicht durch physische Ressourcen begrenzt. Wissen wird durch Anwendung und Vernetzung potenziert.
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- Falsche Annahme 2: Wachstum ist mit Umweltschäden verbunden. Smarte Dienste zeigen, dass Wachstum auch ökologisch nachhaltig sein kann.
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- Falsche Annahme 3: Schrumpfung ist sozial gerecht. Eine vernetzte Service-Ökonomie schafft inklusives Wachstum, das neue Arbeitsplätze und sozialen Ausgleich ermöglicht.
Beispiel: Wissensintensive Dienstleistungen
In Schweden zeigt sich, wie wissensbasierte Dienstleistungen die Grundlage für nachhaltigen Wohlstand bilden. Der Anteil der Industrie am BIP beträgt nur 20 %, dennoch erzielt Schweden hohe Leistungsbilanzüberschüsse durch den Export von Dienstleistungen und Wissen.
4. Politische Handlungsempfehlungen: Der Weg zur Wissensnation
Um die Relationale Ökonomie in Deutschland zu etablieren, bedarf es gezielter Maßnahmen:
I. Infrastruktur und Digitalisierung
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- Ausbau von Glasfaser- und 5G-Netzen zur Förderung smarter Dienste.
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- Investitionen in KI-Plattformen und Datenökosysteme, um Wissensflüsse zu optimieren.
II. Bildung und Qualifikation
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- Förderung von digitalen Kompetenzen durch ein „Wissens-Upgrade“-Programm.
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- Reform des Bildungssystems hin zu interdisziplinären Ansätzen, die digitale, soziale und analytische Fähigkeiten vereinen.
III. Steuerliche Anreize für Smart Services
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- Reduzierte Mehrwertsteuer für digitale Dienstleistungen und Plattformen.
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- Unterstützung für Unternehmen, die innovative Service-Geschäftsmodelle entwickeln.
IV. Neue Standards für Nachhaltigkeit und Sharing
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- Einführung eines „Service Sustainability Index“, der ökologische und soziale Effekte smarter Dienste messbar macht.
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- Förderung von Plattformen, die das Teilen von Wissen und Gütern ermöglichen, ohne in den Kritikpunkt der Ausbeutung zu geraten, wie bei Airbnb oder Uber.
Ausblick: Unendliches Wachstum in der Relationale Ökonomie
Die Relationale Ökonomie bietet eine Alternative zu den Grenzen des Wachstums. Wissen ist die einzige Ressource, die durch Nutzung wächst. Deutschland hat die Chance, Pionier einer vernetzten Service-Ökonomie zu werden, die auf:
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- Nachhaltigkeit,
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- Teilhabe und
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- Wissensproduktivität basiert.
Das 21. Jahrhundert gehört denen, die Wissen in Wertschöpfung verwandeln. Wer zuerst die Potenziale von Smart Services erschließt, wird nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich den Takt vorgeben.
Die Schweiz hat das bereits erkannt und einen 50 Mrd. Franken Fond aufgelegt, um die Schweiz als Deep Tech Nation zu positionieren.
Lassen Sie uns den Dialog starten! Wie meistern wir den Weg zur Wissensnation?
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