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Der Homo oeconomicus ist tot – es lebe der Homo Eco oeconomicus

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Die Grundannahme der klassischen Ökonomie, dass der Mensch als Homo oeconomicus rational, egoistisch und nur auf den eigenen Vorteil bedacht handelt, prägt bis heute viele wirtschaftliche Entscheidungen. Doch dieses Menschenbild ist längst überholt. Die Welt hat sich verändert – und mit ihr die Art, wie Wertschöpfung funktioniert. Eco-ismus, ein Konzept, das Winfried Felser skizziert, zeigt einen Weg aus der Sackgasse des alten Denkens.

Vom Egoismus zur Kooperation

Adam Smiths unsichtbare Hand, die den Markt durch individuelles Eigeninteresse koordinieren soll, galt lange als Grundpfeiler der Wirtschaft. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Globale Herausforderungen wie der Klimawandel, die digitale Transformation und die Ressourcenknappheit lassen sich nicht durch egoistisches Konkurrenzdenken lösen. Es braucht ein neues Paradigma, das nicht den Einzelnen, sondern Ökosysteme in den Mittelpunkt stellt.

Eco-ismus geht davon aus, dass die Zukunft nicht im isolierten Handeln einzelner Akteure liegt, sondern in ihrer Verbindung. Ökosysteme aus Menschen, Unternehmen, Daten und Technologien schaffen eine neue Art von Wertschöpfung: kokreativ, vernetzt und nachhaltig.

Warum Ökosysteme der Schlüssel sind

Die klassische Arbeitsteilung, wie sie Adam Smith propagierte, hat in der industriellen Revolution Großes geleistet. Doch in der vernetzten Wissensgesellschaft stößt sie an ihre Grenzen. Heute geht es darum, Synergien zu nutzen und Wissen zu teilen, statt es zu monopolisieren.

Beispiele dafür gibt es längst:

  • In der Landwirtschaft ermöglichen vernetzte Sensoren eine ressourcenschonende Bewässerung. Landwirte profitieren, ohne die Technologie selbst besitzen zu müssen – ein Paradebeispiel für Nutzen statt Besitzen.
  • In der Mobilität ersetzen Plattformen wie Ride-Sharing-Dienste den Individualbesitz und schaffen durch Datenverknüpfung effizientere Transportmöglichkeiten.

Diese Entwicklungen zeigen, dass Wertschöpfung heute durch Zusammenarbeit und Interaktion entsteht. Der Homo Eco Economicus, die Weiterentwicklung des egoistischen Homo Oeconomicus, erkennt, dass er durch Kooperation mehr erreicht als durch Konkurrenz.

Der Oikos-Gedanke: Altgriechische Weisheit für die Moderne

Eco-ismus greift auf ein Konzept zurück, das älter ist als Adam Smiths Marktlogik: den Oikos, den Haushalt der alten Griechen. Der Oikos war mehr als ein physisches Haus – er war ein Netzwerk von Menschen, Ressourcen und Tätigkeiten, das gemeinsam verwaltet wurde.

Übertragen auf die heutige Wirtschaft bedeutet das:

  • Ganzheitlichkeit statt Fragmentierung. Wertschöpfung umfasst mehr als den Profit einzelner Akteure.
  • Nachhaltigkeit statt kurzfristiger Gewinnmaximierung. Ressourcen werden effizient genutzt und geteilt.
  • Teilhabe statt Exklusion. Jeder im Ökosystem trägt zum Erfolg bei – und profitiert davon.

Eine Wirtschaft der Synergien

Das alte Paradigma des Homo Oeconomicus führte zu einer Ökonomie der Arbeitsteilung und Isolation. Der Eco-ismus schafft hingegen eine Wirtschaft der Synergien, in der Ökosysteme durch gegenseitige Abhängigkeit stärker werden.

Das ist kein altruistisches Ideal, sondern ein intelligenterer Ansatz. Der Homo Eco Economicus handelt nicht aus Selbstlosigkeit, sondern aus klugem Eigeninteresse: Er weiß, dass er durch Kooperation und Teilen mehr erreichen kann als durch reine Konkurrenz.

Die neue Logik der Wertschöpfung

Die Wirtschaft von morgen wird nicht mehr von einzelnen Unternehmen oder Individuen dominiert. Sie wird durch Ökosysteme geprägt, die auf Beziehungen, Synergien und Wissensaustausch basieren. Der Wettbewerb der Zukunft findet nicht zwischen einzelnen Marktteilnehmern statt, sondern zwischen den Netzwerken, die sie aufbauen.

Winfried Felsers Eco-ismus ist keine Theorie aus dem Elfenbeinturm, sondern ein handfestes Konzept für eine Wirtschaft, die den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen ist. Der Homo Eco oeconomicus steht bereit – und mit ihm eine neue Ära der Zusammenarbeit.

Die Frage ist nicht, ob wir uns von der Logik des Homo Oeconomicus verabschieden, sondern wie schnell wir die Vision einer kooperativen, nachhaltigen und intelligenten Wirtschaft verwirklichen. Es ist Zeit für den Eco-ismus.

Siehe auch: Vom Joghurt zur Agora: Der Oikos als virtueller Raum

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